bis vor einem jahr war er allein zuständig für künstlerische leitung und projektleitung, also quasi alles, und konnte tun und lassen was er wollte. obwohl er sich in proben und seien wir ehrlich den letzten jahrzehnten immer wieder rassistisch und sexistisch geäußert hat, werden wir von ganz oben vertröstet, dass er ja bald in den ruhestand geht und man so schnell keinen ersatz findet.
letztes jahr meinte er im tutti* erst „denkt an strand und heisse frauen“, kurz danach zu einem trompeter über dessen instrument „ist das dieselbe b*tch auf der du letztes jahr gespielt hast“ und keine 5 min später sagte er zu einer musikerin, die er permanent ungerechtfertigt kritisiert, obwohl sie super spielt, während der männliche kollege auf ihrer stelle auch beim größten mist nicht kritisiert wird, zitat „du kannst ruhig lauter spielen, du kannst die band ruhig anturnen.“ während sie sich als 5. semesterin von ihrem männlichen kollegen, der die aufnahmeprüfung nicht geschafft hatte, andauernd unqualifizierte musikalische ratschläge anhören musste.
oder dass sie ihr ganzes equipment mitnehmen soll, damit er darauf spielen kann. insgesamt durfte sie in der ganzen woche glaube ich 1 stück spielen, alles andere hat er gemacht, obwohl sie (auch objektiv) so viel besser ist.
mich hat das so unfassbar wütend gemacht und niemand meiner männlichen bandkollegen konnte es nachvollziehen. als ich die situation in der section probe angesprochen habe, leider ein rein männliches umfeld, musste ich mir von unserem professor anhören, dass das die aussage „denkt an strand und heisse frauen“ ja nicht so schlimm wäre oder dass das nur einzelne fälle („not all men“) wären und ich froh sein kann, dass es nicht mehr so ist wie früher, wo weibliche bandmitglieder erst mit zum chef aufs zimmer mussten, wenn mit sie auf tour wollten… danach durfte ich alle klassischen male fragility abwehr mechanismen anhören und dass ich zu emotional und wütend bin und übertreibe.
als ich mich über die ganze situation öffentlich beschert habe, hätte er mich fast aus der band geworfen, wenn ich nicht alles zurück genommen hätte und eine geschichte erfunden hätte, warum ich das aus versehen geschrieben habe.
niemand der anderen männlichen kollegen solidarisiert sich offen, niemand sagt etwas dagegen, aus angst auch rausgeworfen zu werden und intern mit anderen bandmitgliedern über die situation klagen hilft halt nichts. aktuell wird mir von oben geraten, dass ich mich den situationen in den proben ja nicht aussetzen muss. wie immer wird den betroffenen geraten zu gehen, statt den täter zu konfrontieren.
und natürlich gabs da noch das Ereignis, als wir auf dem einem großen musikfestival gespielt haben. die location gehört einer reichen baronesse, es haben ausschließlich bpoc als bedienung gearbeitet und wurden von den ganzen reichen politikern wie dreck behandelt (ich dachte, ich bin in einem spielfilm um 1800). diese baronesse meinte zu unserer sängerin, die als einzige nicht normschlank ist (aber trotzdem eine wunderschöne frau), „sie haben ja toll gesungen aber ziehen sie sich nächstes mal ihrer figur entsprechend an.“ und weil das nicht genug war, führte unser bandleader, bei dem sich die baronesse beschwert hat, eine neue kleiderordnung ein. nach seiner vorstellung sollten frauen kleid tragen, mindestens knie lang und die schultern bedeckt. die regel galt natürlich ausschließlich für die betroffene sängerin, denn bei allen anderen weiblichen bandmitgliedern war das outfit komplett egal, und offiziell wurde der schritt begründet mit „wir wollen die minderjährigen sängerinnen mit zu kurzem rock und zu tiefem ausschnitt“ vor den blicken der männer schützen.
*tutti = das ganze Ensemble spielt/probt zusammen